Hartmut Schrapp
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Leihbücherei - Ausleihe

Die Ausleihe

Die Leserschaft

Die Leserschaft ging quer durch die Gesellschaft, vom Arbeiter bis zum Studierten.

Unsere Leihbücherei hatte überwiegend Unterhaltungsliteratur in ihren Bestand aufgenommen (wie das damals üblich war) und wurde daher, zu einer Bibliothek für die ganze Familie.

Die Frauen holten sich dort ihre "Frauenromane", Bücher mit denen sie ihren Alltag vergessen konnten.

Die Männer wurden zu Helden der "Westernromane", "Kriminalromane" und "Abenteuerromane", oder fühlten sich als Bewohner einer zukünftigen Welt in den "Zukunftsromanen".

Kinder (Buben) lasen gerne Tarzan-, Bomba- oder Pete-Buch Romane.
(Mädchen) lasen gerne die Pucki-Romane (von Magda Trott).

Bücher von Kästner, Astrid Lindgren und anderen, die sogenannten "besseren Romane" (wohl gedacht als Abgrenzung zur normalen Trivialliteratur) vervollständigten das Angebot.

Es gab auch noch die sogenannten "Sittenromane" (ab 18 Jahren). Manche dieser Bücher wurden hinter einem "Vorhang" versteckt.
Warum? Weil die Leihbüchereien auch kontrolliert wurden, ob sie "verbotene" Literatur anboten.

Wie wurden die Bücher angeboten?

In unserem Wohnzimmer standen an einer Wand Regale.

Die Regale waren unterteilt in:
Frauenromane, Männerromane, Kinderromane und die sogenannten "besseren Romane"
"Sittenromane" waren hinter einem Vorhang versteckt (siehe oben).

Wie lief die Ausleihe ab?

Jeder Leser hatte seine eigene Karteikarte (und eine eigene Lesernummer), in der Buchnummer und Ausleihdatum handschriftlich eingetragen wurden.

Der Leser suchte sich sein Buch oder seine Bücher aus den Regalen aus und legte diese auf den "Ausleihtisch" (der vor den Regalen stand), dann wurde das Buch oder die Bücher in seiner Leserkartei eingetragen.

Auf der letzten Seite des Buches (der Bücher) wurde die "Nummer des Lesers" eingetragen, damit er wusste, dass er das Buch schon gelesen hatte und wir wussten, wie oft ein Buch schon ausgeliehen war.

Das sah dann so aus: Nummer des Lesers.

Der Leser konnte das ausgeliehene Buch (die Bücher) eine Woche behalten und dann musste er diese wieder zurückgeben.
Bei Überschreitung der Frist, war eine "Nachbezahlung" fällig (was aber großzügig behandelt wurde).

Die Verleihgebühr pro Buch lag anfangs bei ca. 25 bzw. 30 Pfennig je Buch (für eine Woche), mit den Jahren stieg sie aber auf 50 oder 60 Pfennig, damit zumindest wieder der Einkaufspreis für das Buch reinkam.

Es kam auch vor, dass Bücher nicht mehr zurückgegeben wurden, diese Leser durften dann nicht mehr ausleihen (aber das betraf nur wenige Fälle)

Eine Öffnungszeit bei unsere Leihbücherei gabe es nicht, sogar abends und am Wochenende konnte man Bücher ausleihen.

Für Kinder, die manche Leser mitbrachten, gab es kostenlose Süßigkeiten aus der Schublade des "Ausleihtisches"
(Gummibärchen etc.).